Heute geht es noch ein bisschen mehr um das Thema Belichtung. Schließlich muss auch die Kamera irgendwoher wissen, wie denn die richtige Belichtung überhaupt ist, und diese mithilfe verschiedener Methoden messen.
Übrigens gibt es gar keine „richtige oder falsche“ Belichtung, denn letztendlich bestimmt der Fotograf, was richtig für das jeweilige Bild ist
Also holt am besten eure Kamera raus, und findet für euer Motiv die richtige Belichtung!
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Inhalt Kapitel 6
6. …………. Die richtige Belichtung II
6.1 ……. Die Belichtungsmessung
6.1.1 … Die Lichtmessung
6.1.2 … Die Objektmessung & verschiedene Messmethoden
6.2 ……. Die Graukarte
6.3 ……. Das Histogramm
6.4 ……. Kontrast- und Dynamikumfang
6.5 ……. High- und Low-key
Die richtige Belichtung II
6. Die Belichtungsmessung
Im letzten Kapitel habe ich euch den Zusammenhang von Blende, Zeit und ISO für die Belichtung eines Bildes erklärt und wie man diese richtig einstellt. Dazu muss von den Kamera allerdings auch erst die Belichtung gemessen werden, und wie das funktioniert, erläutere ich heute. Auch sage ich direkt noch vorweg, dass es eigentlich keine „falsch“ oder „richtige“ Belichtung gibt. Die Kamera sieht nur die Helligkeit (die für sie gemessen richtig ist) und nicht das Motiv selbst, und erst eure Intention für das Bild bestimmt dann, was eben eine richtige oder falsche Belichtung ist.
6.1.1 Die Lichtmessung
Eine Möglichkeit, die Belichtung zu messen, ist die sogenannte Lichtmessung. Hier wird mithilfe eines externen Belichtungsmessers direkt die Stärke des einfallenden Lichts bestimmt. Der Vorteil ist, dass das Motiv an sich keine Rolle spielt und unabhängig davon die tatsächlichen Lichtverhältnisse gemessen werden. Hier spielt also die Beleuchtungsstärke eine Rolle, die z.B. bei Sonnenlicht stärker ist als bei Kerzenlicht.
6.1.2 Die Objektmessung & verschiedene Messmethoden
Die Belichtungsmesser von Kameras verwenden dagegen die zweite Möglichkeit, die Objektmessung. Hierbei wird das vom Motiv/Objekt reflektierende Licht gemessen. Hier spielt also nicht die direkte Beleuchtung eine Rolle, sondern die Objekthelligkeit, also wie viel Licht das Objekt selbst reflektieren kann (ein dunkler Gegenstand weniger, ein heller entsprechend mehr Licht). Bei den meisten Kameras ist dies eine TTL-Messung, bei der das Licht, das „through the lens“ auf den Sensor fällt, gemessen wird (sodass z.B Filter direkt mit einberechnet werden).
Außerdem ist diese Messung gleichzeitig meist eine Nachführmessung. Das heißt, dass nicht direkt das Ergebnis der Belichtungsmessung an der Kamera angezeigt wird, sondern vielmehr die Abweichung zu den aktuell eingestellten Werten (siehe auch beim Thema ➝ Lichtwaage). Es wird also ein Wert eingestellt (Blende/Zeit/ISO), dann die Belichtung gemessen, und anhand dieser Messung werden dann die anderen Werte entsprechend „nachgeführt“, bis die Lichtwaage auf 0 steht.
Es gibt verschiedene Methoden der Objektmessung, die je nach Situation mehr oder weniger sinnvoll sind. Bei DSLR kann man diese Methoden im manuellen Modus und den ➝ Halb-Automatiken selbst auswählen, ansonsten wird automatisch die Mehrfeldmessung von der Kamera verwendet.
Mehrfeldmessung: Bei dieser Methode (auch Matrixmessung genannt) wird das Bild in gleichmäßige Felder aufgeteilt, für die jeweils einzeln die Belichtung gemessen wird. Aus diesen Werten bestimmt die Kamera dann die gesamte Belichtung für das Bild. Oft werden zudem auch der Fokus und Farbwerte mit einberechnet, was auch die Stärke dieser Methode ist. Der Nachteil ist, dass man nicht wirklich nachvollziehen kann, wie genau die Kamera die Belichtung ermittelt, und die Methode je nach Motiv auch komplett daneben liegen kann. Diese Methode ist meistens voreingestellt und deshalb auch am besten für Anfänger geeignet.
Selektivmessung: Hier wird nur ein kleiner Teil des Bildes für die Messung berücksichtigt. Dieser liegt genau in der Mitte und hat eine Größe von 10-25% des Bildes. Die restlichen Bereiche des Bildes werden gar nicht oder nur sehr gering in die Messung mit einbezogen. Diese Methode ist ideal, wenn es starke Kontraste im Bild gibt, z.B. bei Gegenlicht.
Spotmessung: Der Messbereich ist hier noch kleiner als bei der Selektivmessung, und beträgt max. 5% des Bildes. Auch diese Methode ist sehr gut für kontrastreiche Bilder geeignet, allerdings eher für Fortgeschrittene gedacht, da es schnell zu Messfehlern kommen kann (bei bereits kleinen Abweichungen der Messung). Meist liegt der Messpunkt dort, wo auch der Fokus eingestellt ist.
Mittenbetonte Messung: Hier wird wie bei der Mehrfeldmessung das gesamte Bild in die Messung mit einbezogen, allerdings liegt die Gewichtung auf der Mitte. Diese Methode ist gut geeignet, wenn sich das Motiv in der Mitte befindet oder man gezielt über- bzw. unterbelichten möchte. Sie ist dagegen nicht für starke Kontraste geeignet und sollte eher von Fortgeschrittenen verwendet werden.
Praxistipp:
Probiert die verschiedenen Methoden mal mit einem Motiv aus. Verändert sich die Belichtung? Welche passt am besten? Ändert dann das Motiv, probiert wieder alle Methoden aus und versucht so, die optimale Methode für verschiedene Motive zu finden.
6.2 Die Graukarte
Die Belichtungsmesser in Kameras sind alle gleich eingestellt und auf ein einheitliches Motiv angepasst. Dieses Standard-Motiv reflektiert 18% des Lichts, es handelt sich also um ein 18%iges Grau (dies entspricht für uns einer „mittleren Helligkeit“. Ein weißer Hund in der Sonne oder eine schwarze Katze im Schatten sind für die Kamera dann evtl. gleich hell. Ein weißer Hund wird also grau dargestellt und eine schwarze Katze ebenfalls, da die Kamera denkt, es handelt sich um 18% Grau. Damit die Motive richtig belichtet werden, müsste man bei der weißen Katze die Belichtung nach oben korrigieren (+), also theoretisch überbelichten; beim schwarzen Hund dagegen nach unten korrigieren (-) bzw. unterbelichten.
Hat man nun allerdings beide Tiere auf einem Foto, würde man so aber nicht beide gleichzeitig korrekt belichten können. Also muss man die Werte herausfinden, die bei der jeweiligen Licht-Situation dem „echten 18% Grau“ entsprechen. Hierfür kann man eine sogenannte Graukarte als Hilfsmittel verwenden, die genau diese 18% Licht reflektiert. Diese Karte wird dann vor das Motiv gehalten und angemessen (man darf selbst keinen Schatten auf die Karte werfen und sie muss im gleichen Licht wie das Motiv sein). Mit diesen Werten kann man dann die richtige Belichtung „nachführen“ (siehe oben), und damit das eigentliche Motiv fotografieren. Das Mittelgrau wird dann mittelgrau, und schwarz wirklich schwarz und weiß wirklich weiß abgebildet.
6.3 Das Histogramm
Eine weitere Möglichkeit, um die richtige Belichtung abzuschätzen, ist das Histogramm. Dieses kann man sich entweder direkt auf dem Kamera-Display anzeigen lassen, oder später in einem Bearbeitungsprogramm. Die x-Achse beschreibt die verschiedenen Helligkeitswerte zwischen 0 und 256 (0 = 100% schwarz / 256 = 100% weiß); die y-Achse den Anteil der jeweiligen Werte.
Wichtig ist vor allem, beim Histogramm darauf zu achten, ob es links oder rechts abgeschnitten wird. Denn dann gibt es zu viele helle bzw. dunkle Bereiche, die nicht mehr dargestellt werden können und so zu einer Über- bzw. Unterbelichtung einiger Bildbereiche führen. Dies ist oft beim Himmel der Fall, wenn z.B. die Wiese korrekt belichtet ist, der Himmel dann aber viel zu hell wird. Der Himmel ist dann „ausgebrannt“ und es gibt für diese Bereiche keine Farbinformationen mehr außer reines Weiß. Dies nennt man auch „Clipping“, und einige Kameras zeigen diese Bereiche durch ein schwarz-weißes Blinken an. Hier müsste man also die Belichtung nach unten korrigieren, also abblenden, die Zeit kürzer wählen oder die ISO runter stellen.
Andersherum können aber auch die Schatten „absaufen„, also komplett schwarz werden. Das Histogramm wird dann links abgeschnitten. Generell sind Schatten für das menschliche Auge aber angenehmer als zu helle Lichter, also lieber das Bild etwas unterbelichten und zur Not hinterher nachbearbeiten, da man aus den Schatten oft noch ein paar mehr Details herausarbeiten kann (natürlich ist das auch immer vom Motiv abhängig!).
6.4 Kontrast- und Dynamikumfang
Den Unterschied zwischen der hellsten und dunkelsten Bildstelle nennt man auch Kontrastumfang (bzw. den Motivkontrast, also den Kontrast des Motivs). Der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten messbaren Tonwert eines Sensors dagegen ist der Dynamikumfang. Der dunkelste Wert, bei dem noch ein elektrisches Signal erzeugt wird, hängt von der ➝ Lichtempfindlichkeit des Sensors ab. Der Dynamikumfang der meisten Kameras beträgt 6-8 Blendenstufen, bei hochwertigen Kameras bis 10 Stufen.
Im Idealfall liegt der Kontrast (Helligkeitsbereiche des Bildes) innerhalb der Dynamik (mögliche Bereiche des Sensors). Andernfalls kommt es zur oben genannten Über- oder Unterbelichtung, wenn die Lichter/Schatten nicht mehr wiedergegeben werden können.
Den Kontrastumfang eines Bildes kann bestimmt werden, indem man die dunkelste sowie sie hellste Stelle misst, am besten mit der Spotmessung (siehe oben). Bräuchte man dann beispielsweise für den dunklen Bereich Blende 2,8 und für den hellsten 8, beträgt der Kontrastumfang 4 ➝ Blendenstufen. Der helle Bereich wäre somit 16x heller als der dunkle Bereich (2^4=16); das Kontrastverhältnis wäre also 16:1. Ein Kontrastverhältnis von 32:1 entspräche 5 Blendenstufen usw.
Ein Bild, das einen geringen Kontrast hat, hat beim Histogramm übrigens vor allem Ausprägungen bei den Mitten, aber nicht bei den Schatten oder Lichtern. Andersrum; ein Bild mit starkem Kontrast hat in der Mitte eher weniger Pixel, dafür aber am Rand des Histogramms.
6.5 High- und Low-key
Manchmal ist eine Über- oder Unterbelichtung von Bilder aber sogar erwünscht.
Bei der sogenannten High-key-Fotografie sind die Hintergründe pauschal gesagt hell bis weiß, die Motive hellgrau und das Licht weich; meist ist das Bild etwas überbelichtet, darf aber nicht komplett ausgebrannt sein.
Low-key-Fotografie ist das Gegenteil, mit einem dunklen bis schwarzen Hintergrund und einem grauen, durch gezielt gesetztes Licht „modeliertem“ Motiv, also meist recht hartem Licht. Die Schatten werden zwar zum Teil extra unterbelichtet, aber Low-key sollte nicht mit einfacher Unterbelichtung verwechselt werden.
Beispielbilder: Low-key / High-key
Vorschau Kapitel 7
Das nächste Kapitel wird sich mit Teil 1 des Themas „Schärfe“ auseinandersetzen, insbesondere der Schärfentiefe und dem Bokeh.
Quellen und weiterführende Links:
striewisch-fotodesign.de: Lichtmessung // Objektmessung/Nachführmessung // Clipping // Histogramm
scandig.info: Belichtungsmessung // fotocommunity.de: Belichtung – Messmethoden
dslr-forum.de: Die richtige Belichtungsmessung und Belichtung
etest.de: Belichtungsmessung // lichtpoesie.net: Belichtungsmessung
Simon K (Youtube): Folge-6: Messmethoden
kleine-fotoschule.de: Belichtung / Belichtungsmessung // Histogramm und Belichtungssteuerung
kwerfeldein.de: Das Histogramm verstehen
dpunkt.de: Licht und Kontrast (PDF) // unfoto.de: Kontrast // elmar-baumann.de: Kontrast-Umfang
Wikipedia: High-key-Fotografie // Low-key-Fotografie
digitalkamera.de: Low- und high-key-Fotografie // thomas-stoelting.de: Tipp: HighKey erstellen
6 Comments
Klasse geschrieben! Ich bin sehr gespannt auf dein nächstes Kapitel – mit der Schärfe habe ich nämlich so ab und zu meine Probleme :/
Danke dir
Na hoffentlich kann ich dir dann in den nächsten Kapiteln weiterhelfen
Jana, immer weiter so. Freue mich immer über deine Fotoposts
LG Kerstin
Ich glaube ich spreche im Namen vieler, wenn ich noch einmal sage: Vielen vielen Dank liebe Jana für den Foto-Kurs und seine wunderbaren vielen Kapitel! Auch die zwei Kapitel zur Belichtung haben mir wieder viel Neues beigebracht.
Alles Liebe aus Hamburg
Fräulein Anker
Du bist ja süß, vielen Dank!
Dankeschön ^^